Tag des offenen Denkmals

Wahr-Zeichen. Zeitzeugen der Geschichte

Sonntag, 8.9.2024

Deutsche Stiftung Denkmalschutz

Motto zum Tag des offenen Denkmals®

1993 wurde erstmals der Tag des offenen Denkmals ins Leben gerufen und bundesweit öffneten schon zum Start 3.500 Denkmale. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz erschuf so ein besonderes Netzwerk an Denkmalengagierten bundesweit, das bis heute jährlich wächst und sich weiterentwickelt. Seit 1999 steht das größte Kulturevent Deutschlands unter einem jährlich wechselnden Motto. Diese Leitthemen dienen den Veranstaltenden als Impulse und Denkanstöße für ihre Events zum Tag des offenen Denkmals.

Motto 2024: „Wahr-Zeichen. Zeitzeugen der Geschichte“

Wahrzeichen beschreiben oftmals einzigartige Bauten, die uns als wiedererkennbare Sehenswürdigkeiten in Erinnerung bleiben. Indem sie für ein bedeutendes historisches Ereignis stehen, das Stadtbild oder die Stadtsilhouette prägen oder weithin sichtbar sind, werden sie zum Symbol, zum „Zeichen“ des Ortes. Es muss nicht immer gleich der Eiffelturm in Paris, Big Ben in London oder das Brandenburger Tor in Berlin sein. Diese Bauwerke schaffen Identifikation mit ihrer Umgebung, vermitteln die Werte, die sie einst schufen – und locken heute Touristen an. Doch jedes Denkmal kann zum „Wahr-Zeichen“ werden. Sie sind „wahr“ aufgrund ihrer Rolle als authentisches Zeugnis einer Zeit. Doch was genau bedeutet „wahr“ und welche „Zeichen“ setzt ein Denkmal?

Große, alltägliche & symbolhafte Wahrzeichen

„Wahr“ sind Denkmale in der ihnen immanenten Rolle als verlässlich und empirisch fassbare Monumente und Kulturzeugnisse vergangener Zeiten. Sie spiegeln als Teil unserer Erinnerungskultur authentische Geschichten der Vergangenheit in die Gegenwart.

Auf der anderen Seite setzten Menschen seit jeher mit Bauwerken gezielt „Zeichen“ in ihrer Umwelt: Traditionell stellt die Architekturgeschichte ikonische Repräsentations- und Sakralbauten in den Fokus, da sie mit ihrer Funktion, ihrem Stil und Formen politische oder religiöse Machtansprüche manifestierten. Das Denkmal weist auf diese Weise weit über sich hinaus. Die Porta Nigra in Trier und das Bremer Rathaus stehen ebenso wie die Frankfurter Paulskirche oder das Holstentor in Lübeck nicht nur für ihre Stadt, sondern auch für die Werte ihrer jeweiligen Entstehungszeit.

Trotz ihres im Vergleich dazu scheinbar bescheideneren und weniger anspruchsvollen Auftretens tragen etwa Kaufmannshäuser, Handwerkerhäuser, Industriebauten, Bahnhofs- oder Wohngebäude eine wertvolle Zeichenhaftigkeit in ihren Mauern, die es sich aufzuspüren lohnt. Schließlich repräsentieren sie einzeln, wie auch in ihrer Gesamtheit, den größten Teil aller Bauten. Und sie vermitteln uns Wissen über Leben und Schaffen unserer Vorfahren.

Wohl weniger im klassischen als vielmehr im symbolischen Sinne können Bauwerke auch ganz persönliche Wahrzeichen sein: Der Bauernhof, auf dem als Kind die Ferien verbracht wurden, eine Gartenanlage, die als grüne Oase in der Freizeit diente oder die Dorfkirche, in der Hochzeiten, Taufen und Weihnachtsgottesdienste gefeiert wurden, sind Ankerpunkte des eigenen Lebens.

Gleichzeitig ist das Thema Wahrheit, das sich im ersten Teil des Begriffs „Wahr-Zeichen“ verbirgt, in Zeiten von zunehmend gefälschten Botschaften immer relevanter geworden. Denkmale stehen mit ihrer originalen Bausubstanz den KI-generierten Bildern der heutigen Zeit gegenüber – sie sind authentische Zeitzeugen und verlässliche Wissensquellen. Diese zu erläutern und Besuchern lesbar zu machen, bietet spannende Ansatzpunkte.

Klassische Wahrzeichen, ortsbildprägend, Zeichen einer Zeit oder Zeitzeugen einer Nutzungsgeschichte

Ein klassisches Wahrzeichen: Überregional bekannt und berühmt ist der Kölner Dom (NW)

Ein klassisches Wahrzeichen: Überregional bekannt und berühmt ist der Kölner Dom (NW)

© DSD/Roland Rossner

Regionaltypische Bauen als Wahrzeichen: Lüftlmalerei in Mittenwald (BY)

Regionaltypische Bauen als Wahrzeichen: Lüftlmalerei in Mittenwald (BY)

© DSD/Roland Rossner

Zeitzeuge einer Nutzungsgeschichte: Das Bundesbüdchen in Bonn (kleines Wahrzeichen der ehemaligen Hauptstadt der Bundesrepublik) (NW)

Zeitzeuge einer Nutzungsgeschichte: Das Bundesbüdchen in Bonn (kleines Wahrzeichen der ehemaligen Hauptstadt der Bundesrepublik) (NW)

© DSD/Roland Rossner

„Zeichen einer Zeit“: Zeitzeuge eines historischen Handwerks: Das Erzbergwerk Rammelsberg (NI)

„Zeichen einer Zeit“: Zeitzeuge eines historischen Handwerks: Das Erzbergwerk Rammelsberg (NI)

© S. Sobotta

Symbolhafte und regionale Formen: Der Dicke Turm in Eibelstadt (BY)

Symbolhafte und regionale Formen: Der Dicke Turm in Eibelstadt (BY)

© DSD/Peter Schabe

Anknüpfungspunkte

Lassen sich an Ihrem Denkmal anhand seines Baustils, regional verwendeter Materialien oder seiner Nutzung wesenstypische Eigenschaften einer Ortschaft, Region oder einer Stadt ablesen? Ist Ihr Denkmal eine Art Landmarke, die Menschen ein Gefühl von Ankommen und Zugehörigkeit vermittelt? Oder verbindet Ihr Denkmal durch seine Standfestigkeit verschiedene Gesellschaftssysteme, Stilepochen und Nutzungsgeschichten in sich?

Zeigen Sie am Tag des offenen Denkmals 2024 Ihren Besucherinnen und Besuchern, was Ihr Denkmal zu einem „Wahr-Zeichen“ macht, sei es im überregionalen, regionalen oder ganz persönlichen Sinne und wofür ihr Denkmal als Zeitzeuge steht.

Sie möchten mit Ihrem Denkmal präsent sein und haben zum Motto passendes Bildmaterial? Folgen Sie unserem Bildaufruf für das Jahr 2024!

Motto-Chronik

Klicken Sie sich durch unsere Übersicht zu den vergangenen Themen zum Tag des offenen Denkmals, erstmals eingeführt im Jahr 1999.

Tag des offenen Denkmals_1999_Wismar_Johannes Rau_(c) M. L. Preiss_DSD.jpg

Motto 1999: Europa – ein gemeinsames Erbe

1999 stand erstmals ein einheitliches Motto über dem von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz koordinierten Tag des offenen Denkmals, der seit 1993 bundesweit in Deutschland stattfindet. 2.100 Städte und Gemeinden beteiligten sich mit über 5.500 Denkmalen. Geöffnet wurden Denkmale, die an die zahlreichen Einflüsse fremder Kulturen und Religionen erinnern, aber auch an unser Miteinander in Europa – in guten wie in schlechten Zeiten. Die Bundesweite Eröffnung wurde in diesem Jahr in der Hansestadt Wismar gefeiert. Auch der ehemalige Bundespräsident Johannes Rau war zu Gast.

© M. L. Preiss

ToffD Görlitz 2000

Motto 2000: Alte Bauten – Neue Chancen

Die Nutzung und Umnutzung unter Wahrung der historischen Identität stand im Jahr 2000 im Mittelpunkt des Aktionstages. Die Kampagne sollte insbesondere Denkmaleigentümern den Impuls geben, Gebäude zu zeigen, die vorher nicht geöffnet wurden. Das Jahr sollte außerdem den Tag des offenen Denkmals noch mehr ins Bewusstsein rücken.

© M. L. Preiss

Motto 2001

Motto 2001: Denkmal als Schule – Schule als Denkmal

Dieses Motto ließ sich in zwei Richtungen beleuchten. An einem Denkmal kann jeder viel lernen. Unsere Geschichte, unsere Werte und die unserer Vorfahren – das sind nur einige Punkte, die uns jedes Denkmal und die Auseinandersetzung damit offenbart. Insofern schult uns jedes Denkmal, macht uns reifer, lässt uns verstehen – Aspekte, die jede Schule selbst zu vermitteln hat. Wenn die Einrichtung in der Funktion als Schule selbst ein Denkmal ist, schließt sich dieser Kreis, wie die POS (Polytechnische Oberschule) im ehemaligen DDR-Musterdorf Mestlin. Das Gebäude wurde 1958/59 errichtet und ist heute noch eine Grundschule (Foto).

Motto 2002

Motto 2002: Ein Denkmal steht selten allein: Straßen, Plätze und Ensembles

Ein Ort wird auch vom Verhältnis der Bauten zueinander, von historischen Straßen und Plätzen, vom Ganzen bestimmt. Der Tag des offenen Denkmals 2002 rückte mit dem Motto direkt ganze Orte und Straßenzüge in den Fokus. Diese Räume sind nicht nur für den Denkmalschutz relevant – sie sind auch Orte intensiver öffentlicher Nutzung. Und von Zeit zu Zeit treffen hier verschiedenste Interessenslagen aufeinander. 2002 waren Fragen um neue Nutzung, Verkehr und Rückbauforderungen an Straßen, Plätzen die bewegenden Themen. Wie hier im Beispiel in Quedlinburg (Foto): Die umgenutzten Denkmalfachwerkhäuser reihen sich nebeneinander ein – denn ein Denkmal steht selten allein.

Motto 2003

Motto 2003: Geschichte hautnah: Wohnen im Baudenkmal

Die dritte Haut des Menschen ist sein Haus. 2003 stand das Thema „Geschichte hautnah: Wohnen im Baudenkmal“ beim Tag des offenen Denkmals im Mittelpunkt. Es umfasste einerseits die heutige Nutzung historischer Bauten zu Wohnzwecken, andererseits geschichtliche Aspekte der Wohnkultur. Wohnen im Baudenkmal, das stellt für die meisten das Habitat im Altbau aus der Gründerzeit dar. Aber auch Bauernkaten, Villen und Siedlungen bis hin zu modernen Wohntürmen der 1970er Jahre – sie alle sind bis heute bewohnt. Darüber hinaus wohnen Menschen mitunter auch in Denkmalen, die ursprünglich andere Funktionen hatten und zu Wohnzwecken umgestaltet wurden, etwa in Fabriken oder Bahnhöfen.

Motto 2004

Motto 2004: Wie läuft's? – Schwerpunktthema Wasser

Der Fokus zum Tag des offenen Denkmals stand auf einem wichtigen Element: Wasser – Der Stoff ist allgegenwärtig – als Trinkwasser, in der Industrie oder als Transportweg. Wasser bedeutet Leben. Während man sich in Deutschland bis ins 19. Jh. zumeist mit dem Brunnen „vor der Haustür“ begnügen musste, gab es in antiken Städten wie Rom oder Athen bereits eine zentrale Wasserversorgung. Doch viel Wissen um Wasser ging nach dem Untergang des römischen Reichs verloren. Beispielsweise erhielt Hamburg erst 1848 die erste moderne Wasserversorgung, Berlin folgte 1855. Exemplarisch (Foto) steht der Kugelwasserturm in Ilsede (Niedersachsen) als Wasserspeicher und Druckbehälter aus dem Jahr 1920/21 für die Geschichte des Wassers. In der Technikgeschichte stellt der Kugelwasserturm einen Höhepunkt in der Entwicklung von genieteten Stahlblechbehältern dar.

Motto 2005 (Dresden)

Motto 2005: Krieg und Frieden

Das Thema „Krieg und Frieden“ hat uns als Deutsche über Jahrhunderte geprägt. Der I. und II. Weltkrieg, die Napoleanischen Befreiungskriege oder der 30-jährige Krieg überrollten ganz Europa, kosteten Abermillionen Menschen das Leben, brachten Krankheit und Elend. Bau, Zerstörung und Wiederaufbau – Krieg und Frieden haben sich immerwährend auf unsere Architektur ausgewirkt. Aber natürlich sind es gerade Festungsbauten und Schlachten, die bis heute die Faszination des Grauens bewahren. Zur Bundesweiten Eröffnung 2005 in Dresden, einer Stadt die im II. Weltkrieg unter massiven Bombenangriffen litt, zeigten große eindrucksvolle Bilder, das damalige Ausmaß der Zerstörung. Heute ist der Wiederaufbau zum Teil originalgetreu gelungen und die Stadt hat ihr altes Bild zurückgewinnen können, sodass sie mittlerweile wieder beliebtes Tourismus-Ziel geworden ist.

Motto 2006 (Garten Karl Foerster)

Motto 2006: Rasen, Rosen und Rabatten – Historische Gärten & Parks

7.000 Denkmale öffneten für Millionen Kulturinteressierte bundesweit zum Tag des offenen Denkmals 2006. Das Thema „Rasen, Rosen und Rabatten – Historische Gärten & Parks“ umfasste einerseits historische Parks, andererseits wurde ihre gestalterische Entwicklung durch die Jahrhunderte beleuchtet. Bereits in der Antike gab es Gärten, um herrschaftliche Villen räumlich zu ergänzen. In der Renaissance galt es, rechteckige Gartenanlagen mit vielen geometrischen Elementen anzulegen, ergänzt von verwinkelten Wegen, Grotten oder Wasserspielen. Im Barock beherrschte die Symmetrie und der Zuschnitt der Pflanzen, eine Strenge, die im 18. Jh. vom Englischen Landschaftsgarten abgelöst wurde. Im 20. Jh. schuf Gartenphilosoph Karl Foerster in seinem Haus und Garten in Potsdam (Foto) einen besonderen Schau- und Versuchsgarten.

Motto 2007

Motto 2007: Orte der Einkehr und des Gebets – Historische Sakralbauten

Das Motto „Orte der Einkehr und des Gebets – Historische Sakralbauten“ führte 2007 zu einer neuen Rekordbeteiligung: Rund 10.000 Denkmale waren erstmal Teil des größten Kulturevents Deutschlands, 3.450 Städte und Gemeinden machten mit. Sakralbauten prägen seit jeher die Silhouetten deutscher Dörfer und Städten. Sie zeugen von der Geschichte des religiösen Lebens. Jede Epoche, jede Religion hat dabei eine eigene typische Gebetsstätte: Kirchen, Synagogen, Moscheen, Klöster, Kapellen und Friedhöfe, aber auch zahlreiche sakrale Kleindenkmale wie Bildstöcke, Wegekreuze, Kalvarienberge oder Kreuzwegstationen. Das alles konnte 2007 am Tag des offenen Denkmals entdeckt werden.

Motto 2008

Motto 2008: Vergangenheit aufgedeckt – Archäologie und Bauforschung

Das Thema für das Jahr 2008 hat viele Besucher fasziniert. Denn nicht wenige konnten selbst einmal Kelle und Pinsel in die Hand nehmen, um die Arbeit von Archäologen kennenzulernen. Mit einer „Schatzsuche“ hat das wenig zu tun. Was jedoch früher noch anders war: In den Anfängen der Altertumsforschung ließen oftmals Herrscher nach archäologischen Zufallsfunden für ihre Kuriositätenkabinette suchen. Moderne Grabungswissenschaft jedoch bemüht sich um einen langfristigen Erhalt der Denkmale im Boden. So wurde das Römische Theater in Mainz (Foto) Ende der 1990er Jahre freigelegt, direkt am ehemaligen Bahnhof Mainz-Süd. Es war einst das größte römische Bühnentheater nördlich der Alpen und bot Platz für 10.000 Zuschauer.

Motto 2009

Motto 2009: Historische Orte des Genusses

Das Motto 2009 „Historische Orte des Genusses“ war ebenso vielfältig wie individuell. Für den einen ist es ein Park – ein anderer genießt lieber im Konzertsaal oder Gasthof. Auch wenn es keine Genuss-Denkmale gibt, so hat Denkmalpflege – die mühevoll Arbeit des Wiederherstellens unnd Erhaltens – mit Genuss zu tun. Dann nämlich, wenn die Ergebnisse für alle erlebbar werden und jeder sehen kann, dass sich der Einsatz von Geld, Arbeit und Fachwissen gelohnt hat. Und nicht selten wurden in der Neuzeit Denkmale erhalten, auch um sie in Genusstempel zu verwandeln und so ihren Erhalt zu sichern – oder umgekehrt, wenn nach dutzenden Jahren alte Kammern entrümpelt wurden, um Kammerkonzerte wieder erlebbar zu machen. Zur Bundesweiten Eröffnung in Potsdam gab es für Kulturfans von nah und fern viel Genussvolles zu entdecken.

Motto 2010

Motto 2010: Kultur in Bewegung – Reisen, Handel und Verkehr

Neue Verkehrsmittel wie Postkutschen machten ab dem 18. Jh. längere Reisen für normale Bürger möglich. Das Erweitern und Erneuen des Straßennetzes, der Bau von Eisenbahnstrecken und Schifffahrtskanälen führte zu einem deutlich größeren Warenaustausch. Und wenn Grenzen und Wege plötzlich versperrt wurden, auch dann wurde Handelsgeschichte geschrieben, denn ganze Länder verarmten. Unsere deutsch-deutsche Vergangenheit hat das ja unlängst bewiesen. Über den Wolfsburger Bahnhof (Foto) wurde bis 1989 der Interzonenverkehr zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der DDR abgewickelt; Wolfsburg war der letzte Halt vor der innerdeutschen Grenze. Nächster Halt war Oebisfelde in der DDR. Die denkmalgeschützten Räumlichkeiten für die Grenzabfertigung auf den Bahnsteigen sind noch erhalten und werden als Wartesaal und Betriebsräume für Bahnmitarbeiter genutzt.

Motto 2011

Motto 2011: Romantik, Realismus, Revolution – Das 19. Jahrhundert

Mit dem Motto 2011 widmet sich der Tag des offenen Denkmals einer der stilistisch vielseitigsten Epochen. Weiterentwicklungen wie auch Rückschritte prägten damals das gesellschaftliche und politische Leben und beeinflussten Architektur und bildenden Künste ungemein stark. Ideen wie Stile wurden neu miteinander kombiniert und vermischten sich über die Landesgrenzen hinaus. Die wissenschaftliche Beschäftigung mit der eigenen Geschichte sowie deren romantische Verklärung führte auch in Deutschland zu einer Rückbesinnung auf die Formensprache der Vergangenheit: Von der Kunst der Antike bis zum Barock wurden die unterschiedlichsten Elemente miteinander verbunden und quasi neue Stile entwickelt. Die Germania (Bild) und das Niederwalddenkmal oberhalb der Weinberge von Rüdesheim am romantischen Rhein ist ein archetypisches Denkmal dieser Zeit und erinnert an die Einigung Deutschlands 1871.

© Roland Rossner

Motto 2012

Motto 2012: Holz

Über 8.000 Denkmale in 2.700 Städten und Kommunen lockten 2012 mehr als 4,5 Millionen Besucher zum Thema „Holz“ - ein zentraler Baustoff seit Menschengedenken. Holz ist bis heute in unseren Breitengraden fast immer verfügbar. Im Gegensatz zu Gesteinen oder Ziegeln ist es ein nachwachsender Rohstoff und vergleichsweise preisgünstig. Außerdem besitzt Holz einige weitere äußerst interessante Eigenschaften: Es ist zwar leicht, dabei aber in vertikaler Wuchsrichtung äußerst reiß- und bruchfest. Gleichzeitig kann Holz flexibel und gut verarbeitet werden. Aus gerüstartig verbundenen Stämmen und Balken lassen sich hervorragend sehr tragfähige Baukörper konstruieren. Man nutzt diese Vorteile bei Fachwerkbauten und Dachstühlen, aber auch beim Bau von technischen Anlagen, beim Schienen- oder Schiffsbau. Die „Schulschiff Deutschland“ (Foto) von 1927 ist ein Dreimaster mit Holzaufbauten. Das letzte deutsche Vollschiff liegt inzwischen als maritimes Denkmal in Vegesack/Bremen.

Motto 2013

Motto 2013: Jenseits des Guten und Schönen: Unbequeme Denkmale?

Das Motto 2013 hieß: „Jenseits des Guten und Schönen: Unbequeme Denkmale?" In jeder Gesellschaft ist eine gründliche Auseinandersetzung notwendig, um die Vergangenheit in all ihrer Schönheit aber auch mit ihren Problemen und Herausforderungen für künftige Generationen zu bewahren. Denkmale können heute „unbequem" sein, weil sie aufgrund der politischen und sozialen Umstände ihrer Entstehungszeit ein Unbehagen auslösen. Dazu zählen Bunker und Festungen, Kriegerdenkmale und Kriegsgräberstätten, Konzentrationslager der NS-Zeit oder DDR-Grenzanlagen. Das Kraftwerk Peenemünde (Foto) auf der Insel Usedom/Mecklenburg-Vorpommern wurde um 1940 zur Energieversorgung der Heeresversuchsanstalt Peenemünde errichtet und war bis 1991 in Betrieb. Hier wurde insbesondere die erste funktionsfähige Großrakete Aggregat 4 (Propagandaname „V2“) entwickelt und getestet. Die Rakete war 1942 die erste, die in den Grenzbereich zum Weltraum eindrang. Damit gilt Peenemünde, trotz der unmenschlichen Umstände der Raketenfertigung mit tausenden Toten in Mittelbau-Dora, als „Wiege der Raumfahrt“.

Motto 2014

Motto 2014: Farbe

2014 war das Motto „Farbe“ - ein wichtiges Gestaltungsmerkmal fast jeden Bauwerks. Seit der Altsteinzeit nutzen Menschen mineralische Pigmente, Kohle und Pflanzenfasern zur Herstellung von Farben. Davon zeugen eindrucksvoll Höhlenmalereien oder bemalte Grabbeigaben. Jede Epoche hatte ihr spezifisches Verhältnis zur Farbe. Im Mittelalter galten Kunstwerke erst durch die farbige Fassung als vollendet. Im Barock wurden Wandflächen, Fenster und Portale in Farbsystemen voneinander abgesetzt. Und für Städte wurden sogar Farbrichtlinien erlassen. So legte König Ludwig I. von Bayern 1826 in ersten Denkmalgesetzen einheitlich rote Dächer für die bayerische Stadt Dinkelsbühl fest. Am Tag des offenen Denkmals 2014 konnten die Besucher in Farben schwelgen, zum Beispiel in Itzehoe (Schleswig-Holstein) - im farbenfrohe geometrisch gestalteten Esszimmer (Foto) von Wenzel Hablik (1881-1934), Vorbereiter der expressionistischen Architektur der 20er Jahre.

Motto 2015

Motto 2015: Handwerk, Technik, Industrie

Das Motto zum Tag des offenen Denkmals 2015 unterstrich die Bedeutung von industriellen und technischen Denkmalen für unsere Denkmallandschaft. Die Besucher hatten die Möglichkeit, mehr als 7.700 Denkmale zu besuchen, viele davon mit einem technischen oder industriellen Bezug - etwa Mühlen oder alte Fabriken. Darüber hinaus wurden an vielen weiteren historischen Bauten, Parks und archäologischen Stätten beispielsweise die Funktionsweise von Glockentürmen erläutert oder alte Handwerkstechniken vorgestellt. Ein noch heute aktives Technik- und Industriedenkmal ist das Elektrizitätswerk Landsberg in Bayern, welches als "Industriewerk Landsberg" um 1890 entstand und mehrmals erweitert wurde. Am Tag des offenen Denkmals gaben die Veranstalter den Besuchern Einblicke in die komplexe Technik des Gebäudes, die mit Wasserkraft aus dem Mühlbach Strom erzeugt.

Motto 2016

Motto 2016: Gemeinsam Denkmale erhalten

Das Motto des Jahres 2016 rückte einen ganz wesentlichen Aspekt in den Fokus, der jedoch im Denkmalschutz oft nicht so bewusst ist: nämlich die Menschen, die sich für die Erhaltung unseres baulichen Erbes stark machen. Denkmale sind auf die Hilfe aktiver Denkmalschützer vor Ort angewiesen - ob ehrenamtlich, in Privatinitiativen, Vereinen oder hauptberuflich. All diesen „Denkmalschützern aus Begeisterung“ war der Tag des offenen Denkmals 2016 gewidmet. Über 8.000 Denkmale in mehr als 2.600 Städten und Gemeinden öffneten bundesweit ihre Türen und informierten mit fachkundigen Führungen und Veranstaltungen um die gemeinschaftlichen Bemühungen zur Erhaltung unseres kulturellen Erbes. Ein gutes Beispiel dafür ist die Villa Mutzenbecher in Hamburg (Foto). Der Abriss des 1900 erbauten, gründerzeitlichen Landhauses konnte gerade noch verhindert werden.

© Annette Liebeskind

Motto 2017

Motto 2017: Macht und Pracht

Das Jahresthema 2017 zeigte, wie in allen Epochen Adel, Bürgertum und Kirche ihren Führungsanspruch mit Hilfe der Architektur zum Ausdruck brachten. Noch heute lässt sich dieser an zahlreichen beeindruckenden Baudenkmalen ablesen. Doch auch Themen wie Machtmissbrauch und die Antagonisten von Macht und Pracht standen im Fokus. Jedes Denkmal erzählt auch immer viel über die sozialen und kulturellen Verhältnisse seiner Entstehungszeit. So verwundert es nicht, dass Denkmale mitunter auch Bezug auf Armut, Schwäche und Bescheidenheit nehmen, und teilweise Macht gerade durch bewussten Verzicht in der Form- und Architektursprache demonstriert wurde. Insgesamt rund 3,5 Millionen kulturell und geschichtlich interessierte Besucher zählten die Veranstalter bei den rund 7.500 geöffneten Denkmalen. Ein Beispiel für "Macht und Pracht" ist der Barockgarten von Schloss Weikersheim (Foto, Baden-Württemberg), errichtet nach dem Vorbild des Schlosses von Versailles.

Motto 2018

Motto 2018: Entdecken, was uns verbindet

Der Tag des offenen Denkmals jährte sich in diesem Jahr bereits zum 25. Mal und gilt als eine feste Größe in der deutschen Kulturlandschaft. Das Motto 2018 nahm direkten Bezug auf das Europäische Kulturerbejahr 2018 und stellte die Bedeutung Europas für unsere Denkmale besonders in den Fokus. Viele länderübergreifende Einflüsse und sich wandelnde Rahmenbedingungen führen heute dazu, dass wir ganz neu über das nachdenken, was Europa heute bedeutet oder bedeuten kann. Auch wenn es zunächst paradox erscheinen mag: Um eine Zukunftsperspektive für Europa zu entwickeln, hilft auch ein Blick zurück und auf unser gebautes Erbe. Denn europäische Stilvorlieben lassen sich heute an vielen unserer Denkmale ablesen, und nicht selten wurden die so beeindruckend wirkendenden Baustile in unseren heutigen Nachbarländern entwickelt.

© Roland Rossner

Motto 2019

Motto 2019: Modern(e): Umbrüche in Kunst und Architektur

Am 8.9.2019 findet unter dem Motto „Modern(e): Umbrüche in Kunst und Architektur“ bundesweit der nächste Tag des offenen Denkmals statt. Dann gilt es wieder, Türen und Tore tausender Denkmale für interessierte Besucher zu öffnen. Mit dem Motto laden wir anlässlich des 100-jährigen Jubiläums des Bauhauses dazu ein, den Blick auf alle revolutionären Ideen oder technischen Fortschritte über die Jahrhunderte zu richten und darauf, wie diese neue Kunst- und Baustile herbeiführten und somit ein Zeitzeugnis der gesellschaftlichen, kulturellen und politischen Gegebenheiten darstellen. Unabhängig von Denkmalgattung, Zeit und Ort – Umbrüche sind überall zu finden.

Motto 2020

Motto 2020: Chance Denkmal: Erinnern. Erhalten. Neu denken.

Am 13. September 2020 findet der nächste Tag des offenen Denkmals statt. Die Veranstaltung steht unter dem Motto „Chance Denkmal: Erinnern. Erhalten. Neu denken.“ Diesmal stellt die Deutsche Stiftung Denkmalschutz ein Thema in den Fokus, das uns alle etwas angeht: Den bewussteren Umgang mit unserem Planeten, unseren Ressourcen und unserem eigenen Handeln. Ausgehend von der Forstwirtschaft prägt der Begriff Nachhaltigkeit die Politik, die Lebensmittelindustrie, Energie- und Kosmetikbranche und stellt sie vor neue Herausforderungen. Welche Rolle nimmt in dieser Gesellschaftsdebatte die Denkmalpflege ein? Wir wagen das Gedankenexperiment.

© Jan Bosch

Motto 2021

Motto 2021: Sein & Schein – in Geschichte, Architektur und Denkmalpflege

Am 12. September 2021 findet unter dem Motto „Sein & Schein – in Geschichte, Architektur und Denkmalpflege“ der nächste Tag des offenen Denkmals statt. Es geht um Denkmale, die durch optische Täuschungen und Illusionen beeindrucken oder auf den ersten Blick nicht viel her machen, aber auf den zweiten Blick eine außergewöhnliche Erscheinung sind. Schon seit vielen Jahren, von der Antike über die Kunst und Architektur des Barocks bis heute, faszinieren uns die Tricks und Künste, die hinter solchen Illusionen stecken. Aber hinter jeder beeindruckenden Täuschung steht ein Denkmal, das seine Geschichte nur dann erzählen kann, wenn diese auch sichtbare Spuren hinterlassen hat.

Motto 2022

Motto 2022: KulturSpur. Ein Fall für den Denkmalschutz

Denkmale sind Zeugen vergangener Geschichten ihrer Bewohner und Erbauer. Ihre Bausubstanz steckt voller Beweismittel. Historische Narben, Ergänzungen und Weiterentwicklungen erzählen viel über ein Bauwerk und seine Bewohner. Das Denkmal selbst kann zum Opfer werden. Der Tag des offenen Denkmals® 2022 geht der Frage nach, welche Erkenntnisse und Beweise sich durch die Begutachtung der originalen Denkmalsubstanz gewinnen lassen. Welche Spuren hat menschliches Handeln über die Jahrhunderte hinweg und viele Zeitschichten hindurch hinterlassen? Welche „Taten“ wurden im und am Bau verübt? Und welche Schlüsse zieht die Denkmalpflege daraus? Unter dem Motto „KulturSpur. Ein Fall für den Denkmalschutz“ lädt der Tag des offenen Denkmals® dazu ein, sich auf Spurensuche zu begeben und Geschichte und Geschichten am Denkmal zu ermitteln.

Motto 2023: Talent Monument Kapelle

Motto 2023: Talent Monument

Ob Top-Begabungen im Sport oder Perfektion auf der Bühne – mit besonderen Eigenschaften stechen einmalige Talente heraus und fallen auf. Sie dienen als Vorbilder oder versetzen ins Staunen. Auch Denkmale Deutschlands bringen als Zeugnisse der Vergangenheit eine Fülle an individuellen „Talenten“ mit. Der Tag des offenen Denkmals macht mit dem Motto „Talent Monument“ die Bühne frei für alle Denkmal-Talente. Die Scheinwerfer richten sich auf die einzigartigen Merkmale, die Denkmale auszeichnen. Dabei steht die Frage im Fokus: Was genau macht ein Denkmal zu einem Denkmal? Das berühmte Schloss, eine unscheinbare Kapelle auf dem Land, der große Betonbau der Nachkriegszeit – jedes dieser Denkmale bringt Qualitäten mit – selbst, wenn diese nicht auf den ersten Blick erkennbar sind.